Auch diese Botschaft beschäftigt sich mit dem Themenbereich „Endzeit“. Diesmal möchte ich mich auf das Thema „Ernte“ konzentrieren, was ja ein zentrales Element der biblischen Lehre über die letzten Tage ist. Die Ernte – das ist ein Leitthema der Bibel, das sich vom ersten bis zum letzten Buch durchzieht. Ich denke, es kommt zum ersten Mal vor bei Noah, als Gott Noah verheißt, dass Saat und Ernte Bestand haben werden, solange die Erde bestehen wird.
Ich möchte jedoch zunächst einmal das 5. Buch Mose aufschlagen, jenes Buch, in dem wir Moses Anweisungen an Israel finden, kurz bevor sie das Land Kanaan betraten. Und er gab ihnen sehr gründliche Anweisungen, wie sie sich zu verhalten hätten und wie es ihnen gelingen würde, die Vorzüge und Segnungen jenes Erbes zu genießen, in das Gott sie hineinführen würde. Wir werden 5. Mose 11,13-14 lesen. Ihr dürft dabei nicht vergessen, dass Israel aus Ägypten herausgekommen war; Ägypten ist im Grunde ein sehr flaches Land, in dem es relativ selten regnet. Die wichtigste Wasserquelle ist nicht der Regen, sondern der Nil. In Ägypten haben die Leute eine Vorrichtung namens schaddof: Man taucht Eimer in den Nil, zieht sie wieder heraus und schüttet das Wasser in kleine Kanäle, die das Wasser dorthin leiten, wo es für die Feldfrüchte benötigt wird. In gewisser Weise war also das Wasser unter ihrer Kontrolle.
Mose sagte zu Israel: „Wenn ihr in das Land kommen werdet, das Gott euch gibt, wird es nicht mehr so sein; es ist ein Land mit Hügeln und Tälern, wo der Regen vom Himmel kommt.“ Und er sagte: „Der Regen ist nicht unter eurer Kontrolle; ihr werdet nicht immer Wasser haben können, wann immer ihr wollt. Aber wenn ihr Gott gehorsam und treu seid, wird er euch den Regen geben, den ihr braucht.“ Das ist die Verheißung.
Doch in der Bibel steht Regen fast ausnahmslos mit der Verheißung der Ernte in Beziehung. Und wir müssen verstehen, dass die Ernte vom Regen abhängig war. Das gilt natürlich mehr oder weniger in jeder Nation, aber es gilt ganz besonders für das Land Israel, weil es dort nämlich im Grunde nur zwei Jahreszeiten gibt: die heiße, trockene Jahreszeit und die kalte, feuchtere Jahreszeit. Es gibt praktisch gar keinen Frühling und so gut wie keinen wahrnehmbaren Herbst.
Im Verlauf der heißen, trockenen Jahreszeit, die etwa von April bis Ende September dauert, regnet es überhaupt nicht. Es regnet einfach nicht. Anschließend folgt dann zu Beginn des Winters der sogenannte „Frühregen“. In der Landwirtschaft dient dieser Frühregen dazu, den Erdboden weich zu machen, der inzwischen hart und festgebacken ist, damit der Bauer überhaupt die Prozesse einleiten kann, die letztendlich zur Ernte führen werden. Dieser Frühregen ist in aller Regel ein sehr heftiger Regen, der über der ganzen Nation niedergeht.
Den Winter über fällt dann sporadisch hier und da etwas Regen, aber es gibt erst dann wieder großflächig und in beträchtlicher Menge Regen, wenn der so genannte „Spätregen“ kommt, der in aller Regel etwa zur Zeit des Passah fällt, also im ersten Monat des biblischen Jahres, und in etwa zeitgleich mit unserem Osterfest ist, also im März oder April. Dieser Spätregen hat für die Landwirtschaft den Zweck, die Saat keimen zu lassen.
Wenn nun entweder der Früh- oder der Spätregen ausbleibt, kann es sein, dass die Ernte ausfällt. Der Regen steht also immer im engen Zusammenhang mit der Ernte. Und in dieser Verheißung, die Mose hier Israel gibt, setzt er die beiden ganz konkret zueinander in Beziehung. Außerdem nennt er drei wichtige Ernten. Es sind keinesfalls alle Ernten, die er hier nennt; er nennt die Getreideernte, den neuen Wein bzw. den Most (also die Weinlese) und das Öl. Und überall in der Bibel, zumindest im Alten Testament, stellt man fest, dass dies die drei wichtigsten Ernten sind – Getreide, Wein und Öl. Diese werden hier erwähnt. Ich werde die Passage jetzt lesen. 5. Mose 11, ab Vers 13. Der Herr sagt:
„Und es wird geschehen, wenn ihr genau auf meine Gebote hört, die ich euch heute gebiete, den HERRN, euren Gott, zu lieben und ihm zu dienen mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele, dann gebe ich den Regen eures Landes zu seiner Zeit ...“
Beachtet: Er ist eine Gabe Gottes. Die Bibel unterstreicht, dass Regen der souveränen Kontrolle des Herrn untersteht.
„... dann gebe ich den Regen eures Landes zu seiner Zeit, den Frühregen und den Spätregen ...“
Als Nächstes wird der Zweck in diesem Wirtschaftssystem Gottes genannt:
„... damit du dein Getreide und deinen Most und dein Öl einsammelst.“
Das sind also wiederum die drei Ernten. Und dies zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel, wie wir in der Offenbarung noch sehen werden.
Es zieht sich auch als eine sich entfaltende Offenbarung durch die ganze Bibel, dass der Regen ein Bild für die Ausgießung des Heiligen Geistes ist. Und ich glaube, dass in der Kirchengeschichte die Ausgießung des Heiligen Geistes dem Frühregen und dem Spätregen entspricht. Der Frühregen fiel zu Pfingsten auf die Urgemeinde. Es war eine allgemeine und umfassende Ausgießung auf die Gemeinde, so wie sie damals existierte. Und sie setzte die Prozesse in Gang, die zur Ernte hinführen sollen.
Dann gab es im Verlauf der Winterzeit, wenn man es so nennen darf, in fast jedem Jahrhundert irgendwo in der Gemeinde Jesu sporadische Ausgießungen des Heiligen Geistes, aber keine große, umfassende Ausgießung über der gesamten Gemeinde.
Ich glaube jedoch und verstehe es so, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ja sogar am allerersten Tag des neuen Jahrhunderts, am 1. Januar 1900, in gewisser Weise die Ausgießung des Spätregens begann. Ich nenne den 1. Januar 1900, weil genau an diesem Tag in einer Bibelschule in Topeka, im amerikanischen Bundesstaat Kansas, eine junge Studentin der Bibelschule zu den Lehrern ihrer Bibelschule ging und zu ihnen sagte: „Ich möchte, dass ihr mir die Hände auflegt, damit ich, dem neutestamentlichen Vorbild gemäß, den Heiligen Geist empfange.“ Die Lehrer der Bibelschule glaubten nicht, dass dies dazu führen würde, dass sie in Zungen redet, aber sie taten, worum sie gebeten worden waren, und die Frau fing an, in Zungen zu reden. Und damit gelangte in gewisser Weise die Wahrheit von der Taufe im Heiligen Geist zum Durchbruch.
Und im Jahr 1904 gab es in Azusa Street, in Los Angeles, ebenfalls eine mächtige Ausgießung des Geistes. Es hatte interessanterweise bereits vorher, Ende des 19. Jahrhunderts, Anzeichen einer Ausgießung des Geistes in Armenien gegeben. Wie dem auch sei – man kann jedenfalls sagen, dass der Spätregen im Grunde zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann. Und es handelt sich dabei um ein Wirken, um eine Heimsuchung Gottes, die inzwischen die gesamte Gemeinde Jesu erreicht hat. Es sind inzwischen über 90 Jahre vergangen und es gibt im Prinzip kein Land und kein Segment der Gemeinde Jesu, in dem es nicht in irgendeiner Art und Weise ein übernatürliches Wirken des Heiligen Geistes gegeben hätte. Ich glaube, dass dies der Spätregen ist. Ich glaube nicht, dass es bereits die Erfüllung des Spätregens ist; ich glaube, dass noch viel mehr kommen wird. Aber wir dürfen dabei nie vergessen, dass es im geistlichen wie im natürlichen Bereich so ist – und hört jetzt gut zu –, dass der Regen zum Zweck der Ernte gegeben wird. Und wenn ihr das nicht begreift, werdet ihr an der Absicht Gottes für euer Leben vorbeigehen.
Ich bin seit etwa fünfzig Jahren Teil der Pfingstbewegung – wie auch immer man sie nennt, Pfingstler, Charismatiker oder sonst wie oder einfach nur Fanatiker! Ihr wisst ja, wie es ist: Wenn sie zu eurer eigenen Gemeinde gehören, sind sie Charismatiker, wenn sie zu einer anderen Gemeinde gehören, sind sie Fanatiker! Wie dem auch sei und wie auch immer man sie nennt, es gibt zwei Arten von ihnen: Es gibt jene, die verstanden haben, zu welchem Zweck der Heilige Geist ausgegossen wurde und es gibt jene, die das nicht verstanden haben. Jene, die das nicht verstanden haben, bilden kleine „Segne-mich-Clubs“ und treffen sich und reden über tiefe geistliche Wahrheiten und haben sehr tiefschürfende Bibelstudien und treffen sich am Sonntagvormittag, schütteln einander die Hand und sagen bei der Verabschiedung: „Gott segne dich, Bruder. Bis zum nächsten Sonntag.“ Es sind nichts anderes als kleine geistliche Cliquen, die im Grunde keine bedeutsame Auswirkung auf die Menschen um sie herum haben.
Aber es gibt auch die anderen, die erkennen, wofür der Regen gegeben wird, nämlich für die Ernte. Und sie sind in aller Regel nicht sehr hoch qualifiziert, haben keine spezialisierte Schulbildung und sind keine Intellektuellen, aber sie sind eben verständig genug, um zu erkennen, dass der Regen gegeben wird, damit geerntet werden kann, damit Seelen in das Reich Gottes hereingeholt werden können. Und diese Leute sind hinausgegangen und haben ganze Nationen auf den Kopf gestellt. Der Unterschied liegt nicht in ihrer Leistung und in ihren Fähigkeiten, sondern in ihrem Verständnis der Absichten Gottes.
Aus diesem Grund möchte ich euch, so eindringlich, wie ich nur kann, sagen, dass ihr niemals vergessen sollt, dass der Regen um der Ernte willen gegeben wird. Er wird nicht gegeben, um euch übergeistlich zu machen oder euch speziell zu segnen; er wird gegeben, um aus euch effektive Arbeiter in der Ernte Gottes zu machen.
Schlagen wir als nächstes den Propheten Jeremia auf, Jeremia 5,23-24. Jeremia tadelt das Volk Israel seiner Tage, weil sie sich nicht dessen bewusst waren, was Gott gerade tat, weil sie sich um sich selbst drehten und sich auf ihre eigenen fleischlichen Belange konzentrierten. Und sie waren blind und taub für das, was Gott sagte und tat. Jeremia sagt:
„Aber dieses Volk [also Israel zur Zeit Jeremias] hat ein störrisches und widerspenstiges Herz; sie sind abgewichen und weggegangen.“
Woran erkennt man das? Der nächste Vers sagt es uns:
„Und sie haben nicht in ihrem Herzen gesagt: Laßt uns doch den HERRN, unseren Gott, fürchten, der Regen gibt, sowohl Frühregen als auch Spätregen, zu seiner Zeit; der die bestimmten Wochen der Ernte für uns einhält!“
Beachtet, wofür der Regen gegeben wird: Er wird um der Ernte willen gegeben. Welchen Fehler machte Israel damals? Sie erkannten nicht, dass sie, was den Regen anbelangte, komplett von Gott abhängig waren und dass der Regen um der Ernte willen gegeben wurde. Sie gingen an Gottes Absichten vorbei. Und es heißt hier, dass Gott die bestimmten Wochen der Ernte einhält bzw. reserviert.
Das wurde für mich vor einigen Jahren zu einer alarmierenden Offenbarung. Ich war kurz zuvor in ein Restaurant gegangen und hatte mir einen Tisch ausgesucht. Doch als ich zu diesem Tisch hinging und Platz nehmen wollte, zeigte mir ein kleines Schild auf dem Tisch, dass ich mich dort nicht hinsetzen konnte. Welches Schild war das? „Reserviert.“ Und als ich diese Passage dann las, dachte ich mir: Das ist es – Gott hat an ein paar kurzen Wochen, in denen die Ernte eingeholt werden muss, ein Schild angebracht. Er hat sie reserviert. Er sagte zu Satan: „Du kannst diese Wochen nicht haben. Ich habe sie für die Ernte reserviert.“ Es sind keine Monate, sondern Wochen. Wer Bauer ist oder in der Landwirtschaft arbeitet oder Gemüse anbaut, weiß und stimmt mit mir darin überein, was die kritische Zeit im Jahr ist, die Zeit, in der es am meisten zu tun gibt. Was ist die Zeit, in der jeder draußen sein muss und jeder mithelfen muss: Die Erntezeit!
Lesen wir noch Sprüche 10,5:
„Wer im Sommer sammelt, ist ein kluger Sohn, wer in der Ernte schläft, ein schandbarer Sohn.“
Er ist schandbar, er macht einem Schande, weil er in genau der Zeit schläft, in der jedermann gebraucht wird und jedermann aktiv ist. Und das macht seinem Vater Schande. Sein Vater schämt sich für ihn.
Glaubt ihr, dass es Söhne in der Gemeinde Jesu gibt, die ihrem Vater Schande machen, weil sie zur Erntezeit schlafen? Sie schlafen in der Kirchenbank, im Gemeindesaal, sie sitzen einfach nur da und hören sich die Predigten an und singen die Hymnen und sind sich überhaupt nicht dessen bewusst, dass eine Ernte eingeholt werden muss. Könnte es sein, dass der eine oder andere von euch in diese Kategorie fällt? Ich sprach früher einmal über Selbstsucht. Das ist ein weiterer Aspekt davon. Es ist Selbstsucht, wenn man sich nur um sein eigenes geistliches Wohlergehen kümmert, wenn man sich für seine eigenen Geistesgaben begeistert, wenn man geistlich daherreden kann, aber man schläft, wenn die Ernte eingeholt werden muss.
Dann gehen wir weiter zu Joel 2. In dieser Prophetie des Joel finden wir das geistliche Gegenstück zur natürlichen Ernte. Wir können uns nicht ausführlich mit Joel befassen, aber Joel besteht im Grunde aus drei zentralen Blöcken.
Block 1: Verwüstung.
Block 2: Wiederherstellung.
Block 3: Gericht.
Und hier in Kapitel 2 kommen wir zur Wiederherstellung und das Mittel zur Wiederherstellung ist der Regen, der ein Bild für den Heiligen Geist ist. Joel sagt in Kapitel 2, Vers 23:
„Und ihr, Söhne Zions, jubelt und freut euch im HERRN, eurem Gott! Denn er gibt euch den Frühregen nach dem Maß der Gerechtigkeit [er fiel auf die Urgemeinde], und er läßt euch Regen herabkommen: Frühregen und Spätregen [im ersten Monat, das heißt im Passah-Monat, im März oder April].“
Und beachtet nun den Zweck des Regens:
„Und die Tennen werden voll Getreide sein und die Kelterkufen überfließen von Most und Öl.“
Was sind die drei wichtigsten Ernten? Getreide, Wein bzw. Most und Öl. Wodurch kommen sie hervor? Durch den Spätregen.
Was ist das geistliche Gegenstück zum Spätregen? Lesen wir weiter in Joel 3,1:
„Und danach wird es geschehen ...“
Ich möchte kurz dazu sagen, wonach es geschehen wird: Es wird geschehen, nachdem Gottes Volk zusammengekommen war, gefastet hatte, gebetet hatte und Gott angerufen hatte.
„Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch.“
Es ist interessant, dass Petrus diesen Vers an Pfingsten zitiert und sagt: „Dies ist es, was der Prophet Joel gesagt hatte.“ Aber er sagte nicht, es werde „danach“ geschehen, sondern es werde „in den letzten Tagen“ geschehen. Aber in dieser Passage in Apostelgeschichte 2 stellt man fest, wenn man sie sorgfältig durchliest, dass Petrus in seinem Zitat sagt, Gott habe gesagt, er werde „von seinem Geist“ ausgießen, also etwas von seinem Geist. Doch hier in Joel heißt es: „Ich werde meinen Geist ausgießen ...“ Also: „Ich werde den Eimer leeren; ich werde alles ausgießen.“
Und er sagt auch: „Über alles Fleisch ...“ Als ich als guter Pfingstler in den 60-er Jahren zum ersten Mal mit der charismatischen Bewegung konfrontiert wurde, war ich schockiert. Ich sagte zu mir: „Anglikaner, Presbyterianer, Baptisten – sie alle haben kein Recht auf den Heiligen Geist. Er ist für uns Pfingstler.“ Aber Gott erinnerte mich ganz sanft daran, dass Anglikaner und Presbyterianer und Baptisten und Leute aus den Brüdergemeinden wie wir alle „Fleisch“ sind und er sagte ja: „Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch.“ Und er hat damit weiter gemacht; er hat mich dabei nicht zu Rate gezogen; er hat mich nicht nach meiner Meinung gefragt; er hat es einfach getan.
Ich möchte euch darauf hinweisen, dass es viel „Fleisch“ gibt, über das der Heilige Geist noch nicht ausgegossen worden ist. Ruth sprach vor kurzem über die muslimische Welt. Es gibt gut eine Milliarde Muslime auf der Welt. Und im Grunde hat es auf sie bisher erst ein paar Tropfen geregnet. Das war bis dato alles.
Wisst ihr, Statistiken sind schon etwas Interessantes. Es gibt über eine Milliarde Chinesen auf der Welt. Mit anderen Worten: Jeder fünfte Erdbewohner ist Chinese. Habt ihr das gewusst? Man kann nicht davon sprechen, die Nationen zu erreichen, wenn man die Chinesen nicht erreicht. Und ein kaum geringerer Teil der Menschheit sind Muslime. Was machen wir mit ihnen? Sind sie nicht auch „Fleisch“? Der Geist wird über ihnen ausgegossen werden, weil Gott gesagt hat: „Ich werde meinen Geist über alles Fleisch ausgießen ...“ Und dann spricht er von den übernatürlichen Manifestationen, die zum Höhepunkt der letzten Tage hinführen werden – Blut und Feuer und Rauch am großen und schrecklichen Tag des Herrn.
Gehen wir weiter ins Neue Testament. Ich werde euch eine Passage aus dem Matthäusevangelium vorlesen, ein ganz einfaches Statement. Matthäus 13,39:
„Die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters ...“
Brüder und Schwestern, wir dürfen nie vergessen, dass dieses Zeitalter nicht ewig dauern wird. Wie geht es dir damit? Wie reagierst du darauf? Preist du den Herrn dafür? Ich schon. Ich würde es nicht wollen, dass das derzeitige Zeitalter ewig dauert, denn es ist ein Chaos und es wird immer schlimmer. Die frohe Botschaft lautet: Es wird nicht ewig dauern; es geht auf einen Höhepunkt zu; und dieser Höhepunkt wird eine Ernte sein, denn die Ernte ist das Ende bzw. die Vollendung des Zeitalters.
Früher, als ich intellektuell und noch nicht geistlich war – ich weiß gar nicht, was ich heute bin – früher jedenfalls, las ich öfters Werke des britischen Dichters T. S. Elliot. Eines seiner Gedichte lautet „The Wasteland“. Ich nehme an, dass es wahrscheinlich keiner von euch kennt. Aber eines seiner Statements darin war: Die Welten gehen ihrem Ende zu wie alte Frauen, die auf einem leeren Grundstück Brennholz zusammentragen. Aber er irrt. Die Welt wird nicht mit einem Tiefpunkt enden. Es wird vielmehr einen Höhepunkt geben. Gott ist nicht der Gott des Rückschritts. Und die Ernte wird dieser Höhepunkt sein, denn die Ernte ist die Vollendung des Zeitalters. Und tatsächlich steht in diesem Text im Original das Wort „Vollendung“, das heißt, dass alle Fäden des Zeitalters zusammengebunden und zu einem großen Höhepunkt geführt werden.
Eine weitere Passage aus dem Neuen Testament, die damit übereinstimmt, ist Jakobus 5,7-8:
„Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn!“
Bis wann? Bis zur Ankunft des Herrn. Was ist das Ziel? Worauf freuen wir uns? Auf die Wiederkunft des Herrn. Und wir müssen bis dahin Geduld haben.
„Siehe, der Bauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde [das ist die Ernte] und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfange.“
Beachtet folgendes: Gleichgültig wie sehr sich der Bauer auch nach der Ernte sehnt, sie wird erst dann eingeholt werden, wenn sie den Früh- und den Spätregen bekommen hat. Das gilt im natürlichen Bereich, aber das gilt auch im geistlichen Bereich.
Jakobus weist uns anschließend auf die Anwendung hin:
„Habt auch ihr Geduld, stärkt eure Herzen! Denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.“
Was ist der Höhepunkt? Die Wiederkunft des Herrn. Aber sie kann erst kommen, wenn die Ernte eingeholt worden ist. Und die Ernte kann erst eingeholt werden, wenn der Spätregen gefallen ist.
Wir haben hier also drei aufeinanderfolgende Ereignisse. Ich glaube nicht, dass die Bibel über die Zeiträume exakte Angaben macht. Als erstes kommt der Spätregen. Als zweites kommt das Einholen der Ernte. Und als drittes die Wiederkunft des Herrn. Niemand kennt den Tag oder die Stunde der Wiederkunft des Herrn. Ich sage euch, dass ich nicht einmal das Jahr kenne, aber ich glaube, dass es sehr nahe ist, vielleicht näher als es sich die meisten von uns in ihrem Denken eingestehen. Ich weiß nicht, wann er wiederkommen wird, aber ich denke, dass er früher kommen wird, als es die meisten von uns erwarten.
Aber er wird in Übereinstimmung mit dieser göttlichen Reihenfolge kommen. Die Dinge müssen so sein, wie Gott sagt, dass sie sein werden: der Spätregen, die Ernte als die letzte Seelenernte und dann die Wiederkunft des Herrn.
Betrachten wir das Ganze vor dem Hintergrund der sich derzeit vollziehenden Bevölkerungsexplosion. Die Weltbevölkerung liegt derzeit bei sechs Milliarden Menschen – eine atemberaubende Zahl. Wir haben im Grunde keine Vorstellung davon, wie viel sechs Milliarden sind. Wenn ein souveränes Wirken des Heiligen Geistes über der Gemeinde Jesu ausgegossen wird und auch auf die Menschen ausgegossen wird, die keine Ahnung haben, was Christentum überhaupt ist, und wenn die Gemeinde den Sinn und Zweck des Regens erkennt und zugerüstet wird und gehorsam ist und in der Kraft des Heiligen Geistes hinausgeht, zugerüstet mit den übernatürlichen Gaben des Geistes, dann ist es absolut möglich, dass innerhalb eines Jahrzehnts mehr Seelen gerettet werden als in der gesamten Kirchengeschichte bis auf den heutigen Tag. Ich persönlich halte das sogar für untertrieben. Ich denke, es wird eine gewaltige Seelenernte für das Reich Gottes geben. Und ich denke, dass sie sehr nahe ist.
Ich möchte nun kurz etwas über Vision sagen. Es heißt im Buch der Sprüche sinngemäß, wenn das Volk keine Vision hat, wird es hemmungslos und zügellos. Es wird undiszipliniert. Was uns in die Lage versetzt, diszipliniert zu sein, ist Vision. Ich weiß nicht, ob euch das klar ist.
Nehmt als Beispiel mal einen Athleten, der bei der Olympiade antritt. Wer als Athlet so weit kommen möchte, muss sich allerstrengster Disziplin unterwerfen, die sein ganzes Leben prägt und bestimmt – was man isst, welches Training man macht, was man liest, wie man sich mental vorbereitet, wie lange man schläft, der Trainingsablauf etc.. All das ist höchst intensiv. Weshalb sind diese Männer und Frauen bereit, sich dieser Disziplin zu unterwerfen? Sie haben Vision. Jemand sieht sich selbst vor seinem geistigen Auge höher springen als alle anderen oder weiter springen oder schneller laufen oder weiter den Speer werfen. Und mit diesem Bild, mit dieser Vision vor Augen, unterwirft er sich einer Disziplin, die die meisten Christen nicht einmal in Betracht ziehen würden. Doch Paulus vergleicht das Christenleben mit dem Leben eines Athleten und sagt: Jeder Athlet übt in allem was er tut Selbstkontrolle. Und Christen müssen genauso viel Selbstkontrolle üben, wenn sie die Goldmedaille gewinnen wollen. Das ist meine Paraphrase vom Ende von 1. Korinther 9. Wo keine Vision vorhanden ist, werden die Menschen zügellos bzw. hemmungslos.
Ich möchte dies nun auf uns anwenden und euch etwas fragen (ihr braucht euch auf die Fragen hin nicht zu melden). Aber wie viele von euch haben schon einmal versucht, eine Diät durchzuziehen, um abzunehmen? Wie viele von euch hatten damit Erfolg? Wie viele von euch haben es schon zweimal versucht? Wir wollen nicht näher darauf eingehen. Wisst ihr was ausschlaggebend für eine erfolgreiche Diät ist? Vision – du siehst dich selbst so, wie du meinst, dass du aussehen sollst. Und wenn dann dieses leckere Stück Torte vor dir steht, dann siehst du deine Taille an und sagst: „Für mich keine Torte!“ Doch dafür brauchst du Vision.
Es ist dasselbe mit der Ernte. Wenn wir die Ernte erfolgreich einholen möchten, müssen wir eine Vision der Ernte haben. Und ich möchte euch mit dieser Botschaft eine Vision geben, so dass ihr, nachdem ihr sie gehört habt, sagt: „Nun, wenn dafür Opfer notwendig sind, wenn schlaflose Nächte notwendig sind, wenn es dafür erforderlich ist, dass ich meinen Job aufgebe, wenn es notwendig ist, an irgendeinen dürren, öden Ort der Erde zu gehen – ich habe die Vision. Die Vision ist vor meinen Augen!“
Wisst ihr, was Jesus zu seinen Jüngern sagte. Sie hatten ein Problem. Sie hatten keine Vision. In Johannes 4, nach Jesu Gespräch mit der Samariterin, sagt er zu seinen Jüngern in Vers 35:
„Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und die Ernte kommt? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an! Denn sie sind schon weiß zur Ernte.“
Seht ihr den Unterschied zwischen der Vision Jesu und der der Jünger? Sie konnten nur mit den natürlichen Augen sehen. Sie sagten, es dauere noch vier Monate bis zur Ernte. Jesus sagte: „Das sehe ich ganz anders. Ich schaue mir die Felder an und ich sehe, dass sie schon weiß zur Ernte sind.“ Und er erntete dort am Brunnen eine sehr schöne Garbe. Und da waren die zwölf Bibelschüler; sie gingen in das Dorf, bekamen zu essen und verließen es wieder, ohne eine Seele berührt zu haben. Jesus offenbarte sich selbst der Frau, sie ließ ihren Wasserkrug stehen, ging in das Dorf, erzählte dem ganzen Dorf davon und das ganze Dorf kam heraus, um Jesus zu begegnen. Eine Frau im Vergleich zu zwölf Bibelschülern. Warum? Sie hatte die Vision. Es ist also eine Frage der Vision.
In Matthäus 9 macht Jesus ein sehr – wie ich es nennen möchte – tragisches Statement. Wir werden ab Vers 36 lesen, denn es ist wiederum eine Frage unserer Vision bzw. unserer Sicht. Jesus sah die Menschen ganz anders als seine Jünger. Der Text lautet:
„Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
Sie hatten ihre Rabbiner, sie hatten ihre Synagogen, aber sie hatten keine Hirten.
„Dann spricht er zu seinen Jüngern: Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige.“
Wenn das schon zur damaligen Zeit stimmte, dann stimmt es heute noch hundertmal mehr! Die Ernte ist groß, aber es gibt erbärmlich wenige Arbeiter. Man schätzt, dass auf eine Million Muslime etwa ein Missionar kommt. Und dennoch ist die Ernte groß.
Ruth und ich waren in Indonesien, was ja praktisch eine muslimische Nation ist. Man schätzt jedoch, dass in den vergangenen zwanzig oder dreißig Jahren dreißig Prozent der Bevölkerung Christen geworden sind. Und die Nachfrage nach der Wahrheit des Wortes Gottes ist so groß, dass sie nicht befriedigt werden kann. Es gibt einen Bruder dort, der den Dienst hat, Bibellehrvideos in alle Dörfer Indonesiens zu bringen. Die Leute dort haben zwar keinen Strom, aber sie verwenden eine Autobatterie oder etwas anderes, um die Geräte zu betreiben.
Wir erlebten auch etwas Erstaunliches in Malaysien, eine weitere vorwiegend muslimische Nation: Dort kann man durch Dörfer fahren, die kein fließendes Wasser haben, in denen es keine größeren Läden gibt, doch alle Häuser haben Fernsehantennen. Das stimmt!
Vor einigen Monaten gab es einen großen Artikel im Time-Magazine; darin hieß es, es gebe eine Videorevolution, die ganze politische Systeme aus den Angeln hebt. Ich denke, ein Grund, warum es diesen Aufruhr im Ostblock gab, ist darin zu suchen, dass die Menschen Zugang zu Video und Fernsehen bekamen, wo ihnen gezeigt wurde, wie das Leben im Westen aussieht. Und das politische System konnte sie nicht länger klein halten. Ich habe kein großes Interesse an politischen Dingen, aber ich habe ein Interesse daran, die Ernte einzufahren.
Auf unserem letzten Treffen der Direktoren der einzelnen Büros von Derek Prince Ministries in Singapur ging es unter anderem darum, darüber zu sprechen, inwieweit Video ein Mittel sei, um die Welt zu erreichen. Und während wir dort waren, schickte mir der Pastor unserer Ortsgemeinde in Fort Lauderdale – ein junger Mann, zumindest nach meinen Maßstäben gemessen – er schickte mir ein Fax, in dem stand: „Ich hatte heute Morgen meine stille Zeit und wollte eigentlich für etwas anderes beten, aber ich konnte einfach nicht für irgend etwas anderes als für dich und deinen Dienst beten.“ Und dann hieß es: „Während ich betete, schenkte Gott mir eine Vision und ich sah eine Sichel, die beim Ernten war; und sie begann damit im Bereich von Neuseeland und ging nach oben über Südostasien nach China. Und die Schneide dieser Sichel war eine Videokassette.“ Habt ihr die Vision? Seid ihr euch dessen bewusst, was erreicht werden kann oder seid ihr einfach nur zufrieden damit, wie die Dinge tagtäglich dahinlaufen?
Du erwiderst vielleicht: „Aber Bruder Prince, ich habe nicht viele Gaben. Ich bin kein Prediger, ich bin kein Evangelist.“ Du bist in großer Gefahr, weißt du das? Schau dir einfach nur das Gleichnis von den Talenten an. Da waren drei verschiedene Personen. Der Mann, der fünf Talente empfangen hatte, arbeitete mit ihnen und gewann fünf weitere dazu, also eine Verdoppelung. Der Mann, der zwei Talente empfangen hatte, arbeitete mit ihnen und gewann zwei weitere hinzu, also auch eine Verdoppelung – jedes Mal eine Steigerung um 100 Prozent! Aber die Person, die nur ein Talent empfangen hatte, hielt es nicht für nötig, sich damit abzugeben und vergrub dieses Talent einfach in der Erde. Und als der Meister zurückkam um nach dem Rechten zu sehen, sagte die letzte Person: „Hier hast du dein Talent zurück. Ich hatte Angst vor dir. Ich habe es in der Erde vergraben.“ Erinnert ihr euch, was der Meister daraufhin erwiderte? „Du böser und fauler Knecht!“ Ist euch klar, dass Faulheit böse ist?
Und dann fügte er hinzu: „Wenn du schon selbst nichts damit anfangen konntest, dann hättest du es wenigstens auf die Bank bringen können und es anlegen können; dann hättest du wenigstens Zinsen dafür bekommen. Dann hättest du mir wenigstens meine Zinsen geben können.“ Und dann sagte er: „Werft diesen nichtsnutzigen Knecht hinaus in die äußere Finsternis. Dort wird Weinen und Zähneknirschen sein.“ Seht ihr, die Person mit nur einem Talent schwebt in der größten Gefahr, weil sie die Haltung hat: „Ach, ich habe nicht viel. Was kann Gott schon von mir erwarten?“ Ich möchte dir folgendes vorschlagen: Wenn du nicht genug hast, um selbst tätig zu werden, dann leg dein Talent auf der Bank an: Investiere es in einen anderen Dienst, der aktiv tätig ist. Verstehst du? Jeder kann etwas tun.
Du sagst: „Bruder Prince, worin soll ich denn investieren?“ Nun, es gibt einen Dienst namens Derek Prince Ministries. Wir sind kein großer Dienst, aber wir sind durch die Gnade Gottes absolut darauf ausgerichtet und dem Ziel hingegeben, die Ernte einzuholen. Aber wenn du dich nicht so geführt siehst, dann möchte ich dir nur einige andere nennen (und man hat mir nichts dafür gezahlt). Da gibt es „Jugend mit einer Mission“, eine Gruppe von Leuten, die der Vision von der Ernte hingegeben sind. Da gibt es „Operation Mobilisation“, eine andere Gruppe mit einem weltweiten Dienst und derselben Vision. Dann gibt es noch „Open Doors“ von Brother Andrew, der darauf abzielt, die Unerreichten zu erreichen. Es gibt auch noch „Maranatha Ministries“, die darauf ausgerichtet sind, weltweit die Studenten zu erreichen. Das waren nur vier oder fünf. Ich dränge dich nicht, in irgendeinen dieser Dienste zu investieren, aber du solltest auf jeden Fall nicht in der Gemeinde sitzen und nichts tun, denn wenn der Herr kommt, wirst du für dieses eine Talent Rechenschaft ablegen müssen. Und es wäre tragisch, wenn er zu einigen von euch auch sagen müsste: „Werft ihn oder sie hinaus in die äußere Finsternis.“
In Matthäus 25 finden wir dreimal ein Bild von Personen, die von Gott total abgelehnt wurden: die törichten Jungfrauen, der böse und faule Knecht, der sein Talent nicht einsetzte, und die Bock-Nationen, die den Brüdern Jesu keine Barmherzigkeit erwiesen. Und sie alle wurden letztendlich von Gott verworfen und aus der Gegenwart Gottes hinausgeworfen und hatten keine Wahl mehr. Du fragst: „Was hatten sie alle gemeinsam? Was haben sie allesamt getan, was dazu führte, dass sie verworfen wurden?“ Ich kann dir diese Frage mit einem Wort beantworten. Was haben sie getan? Nichts! Das ist alles, was du tun musst, um verworfen zu werden! Nichts!
Ich hatte eigentlich gar nicht vor, das zu sagen, aber ich spüre, dass ich, wenn ich den Heiligen Geist kenne – und ich gebe nicht vor, unfehlbar zu sein –, aber wenn ich den Heiligen Geist richtig verstehe, dann meint er es heute in Bezug auf diese Dinge sehr ernst. Er möchte durchdringen – insbesondere bei ganz normalen Gemeindechristen! Ich glaube nicht, dass es darum geht, dass wir alle unsere Versammlungen verlassen sollen; ich danke Gott für jede Gemeinde, die sich um Gottes Volk und um seine Schafe kümmert. Aber nachdem du am Sonntag in die Gemeinde gegangen bist und die Lieder gesungen hast und die Gebete gesprochen hast, bist du deiner Pflichten noch lange nicht enthoben! Ich persönlich glaube – und ich sage das nicht aus einer Emotion heraus, sondern weil ich davon überzeugt bin – ich persönlich glaube, dass jeder Christ die Verantwortung hat, in irgendeiner Art und Weise beim Einholen der Ernte mitzumachen. Ich glaube nicht, dass es auch nur einen einzigen Christen geben sollte, der nicht in irgendeiner Art Weise in diese herrliche Aufgabe, die Ernte einzufahren, involviert ist.
Jesus sagte: „Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige.“ Was sagte er als Nächstes? „Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte!“ Eigentlich heißt es: „...dass er Arbeiter hineinwerfe in die Ernte ...“ Mir gefällt dieses Wort „werfen“. Es ist im Griechischen ein sehr kräftiges Wort; es ist dasselbe Wort, das verwendet wird, wenn Jesus Dämonen austreibt. Also: „Betet, dass der Heilige Geist Menschen in die Ernte wirft oder treibt.“ Jesus wusste, wovon er sprach. Man bummelt nicht ins Erntefeld hinein. Das ist nichts, was man beiläufig tut. Es ist ein Drängen des Heiligen Geistes erforderlich. Es bedeutet, dass man Dinge aufgibt. Wisst ihr, was zwei Götzen der modernen Gemeinde Jesu sind? Sicherheit und Bequemlichkeit. Das sind Götzen, die jeden Sonntagvormittag angebetet werden!
Ich möchte nun weitermachen mit diesem Bild von der Ernte. Ich möchte euch auf etwas hinweisen, das ich bislang noch nicht angesprochen habe: Es wird mehr als nur eine Ernte geben. Es wird eine Ernte der Barmherzigkeit geben und es wird eine Ernte des Gerichts geben und die beiden werden sehr rasch aufeinander folgen. Beide werden in Offenbarung 14 beschrieben. Mir ist klar, dass es in Bezug auf die Offenbarung Dinge gibt, die wir nicht verstehen, die ich nicht verstehe. Aber ich lasse es nie zu, dass etwas, das ich nicht verstehe, mich davon abhält, das, was ich verstehe, in die Praxis umzusetzen! Ich grüble nicht darüber nach, was wohl die Antwort auf eine Frage sei, die ich noch nicht kenne und darüber versäume ich es das zu tun, von dem ich weiß, dass ich es tun sollte. Ich sprach einmal über verborgene Dinge und über Dinge, die offenbart sind. Es gibt einige verborgene Dinge. Ich denke, es gibt einige Geheimnisse in Bezug auf die exakte Interpretation der Offenbarung, die keiner von uns kennt. Aber es gibt viele Dinge, die offenbar sind. Ich glaube, diese Wahrheit von den zwei Ernten ist eine klare Offenbarung. Sehen wir sie uns an.
Es beginnt mit Offenbarung 14,14. Als erstes haben wir hier die Getreideernte. Ihr erinnert euch an die Reihenfolge der drei Ernten: Getreide, Trauben und Oliven. Diese Reihenfolge zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch der Offenbarung. Und hier haben wir als erstes ein Bild von der Getreideernte, die die Ernte der Barmherzigkeit ist, das Einholen von Menschenseelen in das Reich Gottes. Johannes sagt hier:
„Und ich sah: und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich einem Menschensohn, der auf seinem Haupt einen goldenen Siegeskranz und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte.“
Ich glaube, das ist Jesus. Niemand sonst könnte so beschrieben werden. Es ist Jesus als Herr der Ernte. Erinnert euch, dass er sagte: „Bittet den Herrn der Ernte ...“
„Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schicke deine Sichel und ernte! Denn die Stunde des Erntens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden.“
Hier steht tatsächlich das Wort „überreif“, das heißt, es droht die Gefahr, dass die Ernte verloren geht.
Dann heißt es:
„Und der auf der Wolke saß, warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde abgeerntet.“
Ich stelle mir das so vor (und vielleicht wird es nicht genau so sein), aber ich stelle mir das so vor, dass der Herr die Sichel über dem gesamten Erdball schwingt und ich stelle mir hier etwas sehr Schnelles vor, damit die ganze Ernte, wer weiß, vielleicht in fünf Jahren eingeholt wird, vielleicht länger, vielleicht kürzer. Es wird auf jeden Fall nicht lange sein. Eines der auffälligen Merkmale unserer heutigen Welt ist, dass die Dinge immer schneller ablaufen. Ist euch das schon mal aufgefallen? Was früher hundert Jahre benötigte, benötigt heute zehn. Was früher zehn Jahre benötigte, benötigt heute ein Jahr. Das gilt sowohl in Bezug auf das Werk Satans als auch in Bezug auf das Werk des Herrn. Er hat es eilig. In alledem steckt ein Gefühl der Dringlichkeit.
Es wird also die Getreideernte, die Ernte der Barmherzigkeit, eingeholt. Was folgt als nächstes?
„Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel im Himmel hervor, und auch er hatte eine scharfe Sichel. Und ein anderer Engel, der Macht über das Feuer hatte, kam aus dem Altar hervor, und er rief dem, der die scharfe Sichel hatte, mit lauter Stimme zu und sprach: Schicke deine scharfe Sichel und lies die Trauben des Weinstocks der Erde! Denn seine Beeren sind reif geworden.“
Ich glaube nicht, dass es hier der Herr ist, der erntet. Es ist vielmehr ein anderes Engelswesen. Und jetzt ist es nicht die Getreideernte, sondern die Traubenernte, d.h. die Weinlese.
Heute ist es nicht mehr so, aber in Israel war es traditionell so, dass man für die Weinlese zwei aus dem Fels gehauene Mulden hatte. Die eine Mulde lag höher als die andere und es wurde ein kleiner Kanal von der höheren zur niedrigeren Mulde gegraben. Man legte alle Trauben, die geerntet worden waren, in die höher gelegene Mulde und dann trat man unter lautem Jubel die Trauben. Es gibt in der Bibel etliche Bilder davon, wie Menschen voller Freude Trauben bzw. die Kelter treten. Und in Jesaja 63 haben wir ein Bild von Jesus, wie er von der bozrah kommt und bozrah ist ein hebräisches Wort für „Weinlese“. Seine Kleider sind rot von Blut und der Prophet fragt: „Wo kommst du her?“ Und er erwidert: „Ich habe die Kelter des Gerichts Gottes getreten.“ Seine Kleider waren mit Blut bespritzt, so wie die Kleider derer, die die Kelter treten, mit dem Saft der Trauben bespritzt sind. Soweit dieses Bild.
Weiter im Text:
„Und der Engel warf seine Sichel auf die Erde und las den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große Kelter des Grimmes Gottes.“
Ihr kennt das Wort „Gethsemane“. „Get“ ist die Kelter, der Ort, an dem entweder die Oliven oder die Trauben gepresst wurden.
„Und die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und Blut ging aus der Kelter hervor bis an die Zügel der Pferde, 1600 Stadien weit.“
Das sind knapp 300 Kilometer.
Viele Menschen meinen, die Offenbarung sei allegorisch zu deuten, d.h. bildhaft zu verstehen. Aber es gibt in der Bibel kaum Prophetien, die allegorisch anzuwenden sind, auf jeden Fall keine einzige im Neuen Testament. Alle Prophetien über Jesus aus dem Alten Testament wurden im Neuen Testament buchstäblich und wortwörtlich erfüllt. Man findet keine einzige, die allegorisch gewesen wäre. Und man findet mindestens dreißig, die nicht allegorisch waren. Es gibt in der Bibel kein Vorbild oder Muster dafür, Prophetien allegorisch zu deuten. Das ist etwas, das erfunden wurde, nachdem die Bibel geschrieben worden war.
Aber ich möchte euch eine Frage stellen: Glaubt ihr, dass dieses Blut hier in dieser Stelle allegorisch gemeint ist? Gibt es überhaupt so etwas wie „allegorisches Blut“? Seid ihr in eurem Denken überhaupt bereit, die Tatsache zu akzeptieren, dass Gott die Gottlosen richten wird? Der Einfluss des Humanismus, der in der Gemeinde Jesu allgegenwärtig ist, hat uns schon fast so weit gebracht, dass man meint, Gott müsse sich dafür entschuldigen, dass er jemanden richtet. Gottes Problem ist nicht das Gericht über die Gottlosen. Gottes Problem besteht darin, eine Möglichkeit zu finden, die Gottlosen zu verschonen. Und nur Gott konnte dieses Problem durch das Kreuz lösen. Aber ihr dürft das hier auf keinen Fall missverstehen: Gott ist immer noch der Richter und er wird alle Gottlosen auf Erden richten.
Das ist sehr wichtig, wisst ihr, denn das wirkt sich darauf aus, wie ihr die Menschen seht. Ich glaube nicht, dass ich so predigen könnte wie ich predige – so gut oder schlecht es auch sein mag –, wenn ich nicht an das Gericht Gottes glauben würde. Denn was wäre denn eigentlich der Zweck der Botschaft des Evangeliums, wenn es kein Gericht geben würde? Was sagte Johannes der Täufer? Er sagte zu den Menschen: „Wer hat euch denn gesagt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt?“ (Mt 3,7) Es heißt, Jesus sei derjenige, der uns vor dem Zorn Gottes gerettet hat.
Gottes Problem besteht nicht darin, den Gottlosen zu richten; Gottes Problem besteht darin, dem Sünder zu vergeben. Wir haben diesen Aspekt völlig auf den Kopf gestellt! Ich möchte auch noch sagen, dass es sich außerdem auf die Art und Weise auswirkt, wie du mit Menschen redest, wenn du an das Gericht Gottes glaubst.
Ich habe nicht mehr die Zeit, euch den letzten Punkt anhand der Schrift zu zeigen, aber in Gedanken schlagen wir Offenbarung 6 auf, wo es um die berühmten vier Pferde geht. Das weiße Pferd geht aus, steigend und um zu siegen; das rote Pferd bringt Tod, Gewalt und Blutvergießen; das schwarze Pferd bringt Knappheit, Rationierung und Hunger und zuletzt das fahle Pferd; es bringt den Tod in gewaltigen Dimensionen.
Ich glaube, diese Pferde stehen für Phasen, mit denen Gott das Zeitalter seinem Ende zuführt. Wir halten fest, dass alle vier Pferde auf eine Anordnung des Himmels hin ausgehen. Das rote Pferd, das schwarze Pferd und das fahle Pferd. Mit anderen Worten: Gottes Gericht erfolgt auf seinen Befehl hin.
Mich interessiert jedoch das weiße Pferd. Es heißt über das weiße Pferd: „Es zog aus steigend und um zu siegen.“ Es gibt hierzu viele verschiedene Theorien, aber ich möchte euch sagen, was das für mich bedeutet. Das weiße Pferd ist Jesus, der im Evangelium hinausgeht, und er wird in Psalm 45 dargestellt in Demut und Gerechtigkeit, wie er mit seinem Schwert um die Hüften hinausreitet. Für mich ist das ein Bild für das Evangelium, das wegen der verschiedenen Gerichte, die nachfolgen werden – das rote Pferd, das schwarze Pferd und das fahle Pferd –, mit unglaublicher Dringlichkeit hinausgeht. Ich glaube, dass in unserer Zeit alle vier Pferde hinausreiten. Ich glaube, dass das rote Pferd Wirkung zeigt; das schwarze Pferd zeigt zweifellos in Afrika Wirkung in Form von Hungersnot und Unterernährung und das fahle Pferd bringt Tod.
Aber meine Überzeugung ist und das ist es, was mich motiviert. Ich denke, Ruth und ich können dies Tag und Nacht vor unserem eigenen geistigen Auge sehen: Das weiße Pferd muss vor den anderen Pferden bleiben. Wir müssen zu den Menschen kommen, bevor die anderen Pferde zu ihnen kommen. Wir müssen ihnen das Angebot der Barmherzigkeit unterbreiten, bevor das Gericht Gottes über sie kommt. Das ist dringend. Das kann nicht warten. Das ist keine Frage, ob es dir gelegen kommt oder nicht; dabei geht es nicht darum, wann es dir passt. Es geht vielmehr darum, die Ernte einzuholen, solange sie eingeholt werden kann; es geht darum, die Botschaft der Barmherzigkeit Millionen und Milliarden von Menschen zu bringen, von denen viele reagieren werden, wenn sie sie rechtzeitig hören. Wenn ihr noch nie Länder der dritten Welt bereist habt, dann werdet ihr vielleicht auch nicht verstehen, dass im Herzen der Menschen eine Sehnsucht vorhanden ist, die der Heilige Geist in sie hineingelegt hat, eine Sehnsucht, die Wahrheit über Jesus zu hören.
Wir waren in Pakistan, eine Nation, die zu 98 Prozent muslimisch ist, und in drei oder vier Städten predigten wir in der Öffentlichkeit. Im Laufe von neun Tagen taten etwa 9000 Menschen ihren Wunsch kund, Jesus anzunehmen und mindestens die Hälfte von ihnen waren Muslime. Ich sage nicht, dass sie alle errettet wurden, aber ich sage, dass sie das Evangelium hören wollten.
Brüder und Schwestern – jetzt ist Erntezeit. Und denkt daran: Ein Sohn, der in der Ernte schläft, ist eine Schande für seinen Vater. Möge es so sein, dass dies niemand über uns sagen kann. Stimmt ihr mir da zu? Amen. Der Herr segne euch.