Ein Herz, das untadelig ist vor Gott
Die Bibel berichtet von zwei Personen, die ein solches Herz hatten: Abraham und Hiob. In 1. Mose 17,1 wird Abraham mit der folgenden Herausforderung konfrontiert: „Und Abraham war 99 Jahre alt, da erschien der Herr dem Abraham und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige. Lebe vor meinem Angesicht, und sei untadelig (oder perfekt)!“ Abraham war inzwischen bereits 24 Jahre lang mit dem Herrn gewandelt, da Gott ihn berufen hatte, als er 75 Jahre alt war. Aber nun war er am Höhepunkt seines geistlichen Wachstums angelangt – dem Zeitpunkt nämlich, wo Gott sich anschickte, die Verheißungen, mit denen Er Abraham vor so vielen Jahren aus Ur in Chaldäa herausgeführt hatte, auf herrliche und wunderbare Weise zu erfüllen. Abraham wurde von Gott mit einer neuen Herausforderung konfrontiert, denn was Er im Grunde genommen zu ihm sagte, war: „Von diesem Moment an werden meine Augen auf ganz besondere Weise auf Dir ruhen. Ich werde jede Deiner Handlungen verfolgen und jedes Wort aus deinem Mund hören. Und ich erwarte, dass alles, was Du tust, auf der Basis eines vollkommenen Gehorsams, Glaubens sowie völliger Hingabe mir gegenüber beruht.“
Abraham ist der Vater all derer, die glauben (s. Römer 4, 11-12). Das heißt, sein Leben und sein Glaube dienen allen Gläubigen als Beispiel. Ich bin der Ansicht, dass die Anforderungen, die Gott mit den folgenden Worten an Abraham stellt, an jeden von uns gerichtet sind:
„Lebe vor meinem Angesicht, und sei untadelig. Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir setzen und will dich sehr, sehr mehren.“
Wir nähern uns alle dem Punkt der Erfüllung von Gottes ewigen Plänen. Und die Botschaft, die Gott an jeden Einzelnen richtet, der Anteil haben möchte an dem, was Er tut, ist: „Lebe vor meinem Angesicht und sei untadelig!“
Im Buch Hiob begegnen wir einem weiteren Menschen, dessen Herz untadelig war vor Gott. Die Freunde Hiobs hatten nicht viel Gutes über ihn zu sagen, aber ich bin mehr daran interessiert, was Gott über Hiob zu sagen hatte:
„Hast du acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es gibt keinen wie ihn auf Erden - ein Mann, so rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“ (Hiob 1,8)
Demnach können wir also sagen, dass Untadeligkeit vor Gott eine richtige Haltung Gott gegenüber sowie eine richtige Haltung gegenüber dem Bösen darstellt. Wenn es um Untadeligkeit Gott gegenüber geht, gibt es keinen Raum für Neutralität. Es gibt keinen Kompromiss in Bezug auf eine Sache, die Ihm nicht gefällt; Sie schulden Ihm absoluten Gehorsam - koste es, was es wolle. Und vergessen Sie nicht, dass Sie das Wohlgefallen Gottes tatsächlich etwas „kostet“!
Wenn wir das Buch der Könige oder der Chroniken lesen, können wir sehen, dass die Könige mehr oder weniger danach beurteilt wurden, ob ihr Herz gegenüber Gott untadelig war oder nicht. Von Asa, Jehosaphat, Hiskia und anderen heißt es, dass sie ihr Herz ganz Gott zugewandt hatten. Aber das beste Beispiel für einen Mann, der tadellos vor Gott wandelte, war David. Er war der Maßstab, an dem andere Könige gemessen wurden.
Wir sprechen hier nicht über Herzen, die vollkommen sind, sondern Herzen, die vollkommen Gott zugewandt (deren Herz ganz bei Gott) sind. David hat sich nicht immer moralisch perfekt verhalten. Bekannterweise beging er Ehebruch. Obwohl die Bibel Ehebruch nicht gestattet, geht es hierbei jedoch nicht um moralische Vollkommenheit, sondern vielmehr um Davids Einstellung Gott gegenüber.
In 2. Mose 20,1-3 finden wir die erste Voraussetzung für ein Herz, das untadelig ist vor Gott.
„Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus herausgeführt habe. Du sollst keine andern Götter haben neben mir.“
Vor Gott untadelig zu sein heißt, keine anderen Götter neben Ihm zu haben. Die entscheidende Frage für David - und ebenso für uns - ist: „Wer ist mein Gott?“
In 5. Mose richtete Mose die gleiche grundlegende Frage „Wer ist euer Gott?“ an Israel unmittelbar bevor das Volk Israel das verheißene Land betrat. Israels Antwort auf diese Frage bestimmte das Schicksal der Nation. Später, als der Heilige Geist während des von Elia auf dem Berg Karmel dargebrachten Opfer auf Israel fiel, brauchten sie lediglich zu sagen,
„Der Herr; er ist Gott!“ (1Kön 18,39)
Wenn Sie das sagen können, werden Sie immer die Oberhand gewinnen - auch wenn Sie Probleme oder Fehler haben – und selbst wenn Sie sündigen.
Dies bringt uns an den Punkt, wo wir uns persönlich über diese grundlegende Frage: „Wie wissen wir denn, wer unser Gott ist?“ klar werden müssen. In 1. Mose 31,41 sagt Jakob zu Laban: „Du hast mir meinen Lohn zehnmal verändert!“ Doch Gott hat ihn damit nicht davonkommen lassen. Er fuhr fort:
„Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, und der Schrecken Isaaks für mich gewesen wäre, gewiss, du hättest mich jetzt mit leeren Händen entlassen.“ (Vers 42)
Achten Sie auf die Sprache, die hier verwendet wird: „Der Gott Abrahams, und der Schrecken Isaaks.“ Jakob verwendete die Beschreibung „der Schrecken Isaaks“, wenn er vom Gottes Isaaks sprach. Dies bedeutet im Wesentlichen: Was immer Sie schreckt (für Sie Furcht einflößend ist), ist Ihr Gott!
Manche Menschen machen den Krebs zu Ihrem Gott. Sie haben so viel Angst vor dieser Krankheit, dass sie sie mehr fürchten als Gott. Und Menschen, die sich in die Magie, Wahrsagerei und Zauberei hineinvertiefen, geraten in eine solche Gebundenheit der Angst dieser satanischen Mächte gegenüber, dass diese zu ihrem Gott werden. Ich möchte nichts fürchten als den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs allein. Wenn ein Mensch wirklich Gott fürchtet, muss er in seinem Leben nichts anderes mehr fürchten.
Definition der Furcht des Herrn
Um die Furcht des Herrn definieren zu können, wollen wir uns zunächst vier Arten von Furcht ansehen, die nicht die Furcht des Herrn sind:
1. Natürliche Furcht
In manchen Situationen ist es ganz natürlich, sich zu fürchten. Zum Beispiel, wenn jemand über eine Schnellstraße fährt und ein Autoreifen platzt. Der Wagen schert aus und landet im Straßengraben. Es ist eine ganz natürliche Reaktion, in einer solchen Situation Furcht zu empfinden. Dabei handelt es sich nicht um die Furcht des Herrn, aber diese Art von Furcht ist nichts Negatives. Genau genommen schützt sie einen sogar. Furcht und Schmerzen sind zwei Mittel, derer sich Gott bedient, um die Menschen zu schützen. Wenn Sie Ihre Hand in kochendes Wasser halten, veranlasst Sie der Schmerz, die Hand schnell wieder herauszuziehen. Wenn es den Schmerz nicht gebe, würde die Hand vom Wasser verbrannt werden. Es gibt also ein natürliches Schmerzempfinden und natürliche Furcht, die Gott als Schutzmechanismen einsetzt.
2. Dämonische Furcht
In 2.Timotheus 1,7 heißt es:
„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben.“
Das Zeichen dieses Geistes wird in 1. Johannes 4,18 genannt: „Furcht bringt Qual.“ (wörtl. a.d. Engl.)
Der Dämon der Furcht quält, die Furcht des Herrn quält einen nicht.
3. Religiöse Furcht
Diese Art von Furcht ist eine, die von Menschen gelehrt wird. In Jesaja 29,13 heißt es:
„Und der Herr hat gesprochen: Weil dieses Volk mit seinem Mund sich naht und mit seinen Lippen mich ehrt, aber sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist…“
Ich hatte jahrelang diese Art von Furcht. Sie ist eine Art von Furcht, die den meisten von uns, die wir in Kirchengemeinden aufgewachsen sind, bekannt ist. Sie ist die Furcht, die falsche religiöse Handlung zu begehen. Uns wurde antrainiert zu glauben, dass gewisse Verhaltensweisen in der Gemeinde abgemessen sind, und andere nicht. Ich dachte zum Beispiel jahrelang, dass es Sünde wäre, während des Gottesdienstes zu Husten, etwas laut auszusprechen oder irgendeine Form der Begeisterung zu zeigen!
4. Menschenfurcht
Diese Art der Furcht finden wir in Sprüche 29,25:
„Menschenfurcht stellt eine Falle; wer aber auf den HERRN vertraut, ist in Sicherheit.“
Beachten Sie den Gegensatz: Wenn Sie Menschenfurcht haben, vertrauen Sie nicht auf den Herrn; wenn Sie auf den Herrn vertrauen, müssen Sie keinen Menschen fürchten. „Menschenfurcht bringt zu Fall.“
Manchmal kommen Pfarrer zu mir und sagen: „Bruder Prince, ich wurde im Heiligen Geist getauft. Ich habe sogar die Gaben des Geistes, aber irgendwie bin ich gebunden.“ Ich erwidere darauf: „Vielleicht ist das Menschenfurcht! Sie fürchten sich davor, was der Gemeindevorstand sagen oder die Synode denken wird, was der Kirchenvorstand tun oder Ihre Gemeindeglieder sagen werden.“ Petrus sagte:
„Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.“ (Apg 5,29)
Wenn es eine klare Möglichkeit gibt, entweder Gott oder Menschen zu gehorchen, wurde die Entscheidung für uns im Wort Gottes bereits getroffen. Wir haben überhaupt kein Entscheidungsproblem. Meiner Meinung nach sind mindestens fünfzig Prozent aller Gläubigen heutzutage nicht völlig frei, weil sie noch immer von Menschenfurcht gebunden sind.
Wir haben gesehen, dass natürliche Furcht, dämonische Furcht, religiöse Furcht und Menschenfurcht vier Arten von Furcht sind, die nichts mit der Furcht Gottes gemeinsam haben. In meinem nächsten Lehrbrief werden wir näher betrachten, was die Furcht des Herrn ist.
Im Dienste des Herrn verbunden,
Derek Prince