Derek Prince schrieb in seinem Klassiker „Fundamente des christlichen Glaubens“ folgendes:
"Das Alte Testament offenbart uns verschiedene wichtige Wesenszüge des göttlichen Charakters und beschreibt sein Handeln, sowohl mit einzelnen Menschen als auch mit ganzen Völkern. In diese Offenbarung eingeschlossen sind: Gottes Gerechtigkeit und Gericht; seine Weisheit und Macht; seine Gnade und Treue...
... Im Zentrum des speziellen Planes Gottes für Israel stand die Verheißung – die er sogar mit einem Bund besiegelt hatte –, ihnen einen Erretter zu senden ... Der hebräische Name dieses verheißenen Retters war 'Messias', was wörtlich der 'Gesalbte' bedeutet.
Das Neue Testament berichtet über die Erfüllung dieser göttlichen Verheißung in der Person des Jesus von Nazareth. Jesus kam als 'der Gesalbte' nach Israel, den Gott schon im Alten Testament verheißen hatte. Er erfüllte aufs Genaueste alles, was im Alten Testament über sein Kommen vorhergesagt worden war. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind Altes und Neues Testament eine unlösbare Einheit; sie bilden eine einzige, harmonische Offenbarung Gottes und seines Planes mit dem Menschen.“
Vielen Bibellesern ist das Alte Testament schwer zugänglich, oder sogar große Teile daraus kaum noch bekannt. Manche meinen, abgesehen von den Psalmen und einigen anderen Stellen enthalte es doch nur Berichte über längst vergangene Epochen, die für den heutigen Leser höchstens noch historischen Wert haben könnten. Andere sehen im Alten Testament zwar die Heilige Schrift der Israeliten, aber eben auch nur das. Für Christen sei ausschließlich das Neue Testament erforderlich und von Bedeutung.
Wenn Christen Teil des neuen Bundes sind, warum sollten sie dann das Alte Testament lesen und verstehen? Diese Auffassungen werden jedoch der wahren Bedeutung der Schriften des Alten Testaments nicht gerecht und die Vorurteile lösen sich schnell in Luft auf, denn es gibt gute Gründe, warum das Alte Testament genauso von Wichtigkeit ist, wie das Neue.
Im Wort „Testament“ klingt oft der Begriff „endgültig“ mit. Leider assoziiert man aus dem heutigen Gebrauch des Begriffes „Testament“ schnell, dass ein Neues Testament das Alte ablöst, ja es sogar ungültig macht. Genau dies trifft aber auf die beiden Testamente der Bibel nicht zu. Im Gegenteil: Beide Teile sind einander näher als man glaubt und aneinander gebunden. Die Schriften des Neuen Testament sind ohne die Schriften des Alten Testament überhaupt nicht denkbar und auch nicht zu verstehen.
Das Alte Testament enthält verhüllt das Neue Testament und das Neue Testament enthält enthüllt das Alte Testament; eins ist ohne das andere nicht zu verstehen. Das Neue Testament ist im Alten aufbewahrt; das Alte ist im Neuen geoffenbart. Man muss ins Alte Testament gehen, um die Bedeutung des Neuen Testaments zu erkennen. Das Neue Testament ist ohne das Alte Testament ebenso undenkbar wie das zweite Stockwerk eines Hauses ohne das erste, während umgekehrt das Alte Testament ohne das Neue ebenso unvollendet bleibt wie ein Haus ohne Dach. Das Alte Testament ist fundamental, das Neue Testament baut auf dem Fundament mit weiteren Offenbarungen von Gott auf. Das Alte Testament legt das Fundament für die Lehren und Ereignisse des Neuen Testaments.
Die Bibel ist eine fortlaufende Offenbarung. Wenn man die erste Hälfte eines guten Buchs überspringt und es versucht zu Ende zu lesen, wird man Schwierigkeiten haben die Charaktere, die Handlung und das Ende zu verstehen. Gleichermaßen kann das Neue Testament nur in Gänze erfasst werden, wenn wir die Grundlage der Ereignisse, Charaktere, Gesetze, das Opfersystem, die Bünde und die Versprechen des Alten Testaments verstehen.
Wenn man nur das Neue Testament hätte, würde man die Evangelien anschauen und wüsste gar nicht, warum das jüdische Volk nach dem Messias (dem Erlöser und König) Ausschau gehalten hat. Man würde nicht verstehen, warum der Messias kam und man wäre nicht in der Lage gewesen, die Identität von Jesus von Nazareth als Messias zu erkennen.
Aber gerade für uns Christen gibt es noch einen sehr wichtigen Grund, der das Alten Testament unverzichtbar macht, denn hier liegt die Wurzel unseres Christseins. Die Kenntnis des Alten Testaments ist wichtig für unser Verständnis der jüdischen Tradition, die im Neuen Testament nicht so detailliert erwähnt oder dargelegt wird, wie im Alten Testament.
Jesus selbst war und ist Jude. Als Kind durchforschte Er die hebräischen Schriften. Seine „Bibel“ bestand aus den Schriften des Alten Testament. Er las darin, studierte sie, legte sie aus und zitierte die Schriften immer und überall (Lk 4,16-19).
Jesus erkannte die Schrift des Alten Testament an. Er akzeptierte sie und stellte sie nie in Frage. Er akzeptierte ihre Autorität, als das von Gott inspirierte Wort. Viel mehr noch: Er machte sich mit der Schrift eins. Er basierte Seine gesamte Lehre auf diese Schriften.
In einer seiner täglichen Andachten spricht Derek genau über diese Tatsache:
„Christus akzeptierte nicht nur die absolute Genauigkeit der alttestamentlichen Schriften in all seinen Lehren, sondern erkannte auch deren absolute Autorität und Kontrolle über den gesamten Verlauf seines eigenen irdischen Lebens an. Von seiner Geburt bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung gab es ein oberstes, beherrschendes Prinzip, das in der Formulierung 'damit es erfüllt werde' zum Ausdruck kam. Was erfüllt werden sollte, war in jedem Fall eine relevante Schriftstelle des Alten Testaments.“
Jesus verbrachte Sein ganzes Leben damit, diesen Schriften zu gehorchen und sie auszuleben. Um wieviel mehr sollten dies Seine Nachfolger tun?
Das Alte Testament ist nicht nur ein Buch von historischem Wert und höchster Genauigkeit, wie zahlreiche archäologische Funde belegen. Es gibt im Alten Testament viele Prophetien, die bereits erfüllt sind, aber auch solche, die noch auf ihre Erfüllung warten. Außerdem enthält es eine Fülle von Vorschattungen neutestamentlicher Wahrheiten.
Zusammenfassend erlaubt uns das Alte Testament zu erfahren, wie wir Gott lieben und dienen können. Es zeigt mehr über Gottes Charakter.
In beiden Testamenten begegnen wir demselben Gott. Beide Testamente eröffnen den gleichen heiligen, barmherzigen und gerechten Gott, der Sünde verdammt und sich wünscht Sünder durch das Sühnopfer Jesu zu retten.
Wenn man das Alte und Neue Testament so gemeinsam betrachtet und auslegt, bestätigen und ergänzen sich beide gegenseitig und stellen eine zusammenhängende, einheitliche, vollständige und allumfassende Offenbarung Gottes dar.
Was für den Erlöser unerlässlich wichtig war, muss auch für die Erlösten immer unerlässlich wichtig bleiben.
Das Alte Testament ist ebenso Gottes Wort wie das Neue Testament.
Quellen und weiterführende Lehren:
B36GE - Fundamente des christlichen Glaubens
30 Grundsteine
4322GE - Das Wort Gottes - Deine unerschöpfliche Quelle (Teil 1)
4323GE - Das Wort Gottes - Deine unerschöpfliche Quelle (Teil 2)
B91GE - Bibelkurs zum Selbststudium