Was gehört zu den Zehn Geboten?
Die Zehn Gebote (2Mo 20,1-17; 5Mo 5,6-21) sind ein zentraler Teil des Gesetzes, das Gott durch Mose ausschließlich Israel gab. Sie enthalten grundlegende moralische Anordnungen wie „Du sollst nicht töten“ oder „Du sollst den Sabbat heiligen“, stehen aber nicht über dem übrigen Gesetz, sondern sind Teil eines unteilbaren Gesamtsystems (vgl. Jak 2,10; Gal 3,10).
Wenn das Neue Testament von „dem/das Gesetz“ spricht (mit dem bestimmten Artikel), ist stets das mosaische Gesetz gemeint – ein umfassendes System aus moralischen, zeremoniellen und sozialen Vorschriften, das nicht zerlegt oder selektiv befolgt werden kann (vgl. 5Mo 4,2).
Was bedeutet: „ein einziges System“?
Das Gesetz des Mose (inkl. der Zehn Gebote) ist eine unteilbare Einheit. Wer sich einem Teil unterstellt (z. B. Sabbat), muss konsequenterweise auch den ganzen Rest halten – immer und vollständig. Paulus erklärt: „Wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden“ (Jak 2,10-11). Daraus ergibt sich: Es gilt alles oder nichts.
Der Unterschied zwischen Geboten und dem Gesetz des Mose
- Gebote sind einzelne Weisungen Gottes (z. B. „Du sollst nicht stehlen“)
- Das Gesetz des Mose sind alle Gebote und Satzungen in einem rechtlich-religiösen Gesamtpaket für Israel
Sind Christen verpflichtet, die Zehn Gebote zu halten?
Nein. Das Neue Testament macht klar: Christen stehen nicht unter dem Gesetz, also auch nicht unter den Zehn Geboten, wenn es um Gerechtigkeit vor Gott geht (Röm 6,14; Gal 5,18). Wer sich einem Teil des Gesetzes unterstellt (z. B. dem Sabbat), verpflichtet sich zum Ganzen – jederzeit und vollständig (vgl. Jak 2,10).
Was hat Jesus mit dem Gesetz gemacht?
Jesus sagt in Matthäus 5,17, er sei nicht gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen. Das tat er:
- indem er es vollkommen lebte (Joh 8,46)
- alle Verheißungen erfüllte (Lk 24,27)
- und die Strafe des Gesetzes trug (Röm 6,7)
In Kolosser 2,14-16 heißt es, Jesus habe die Schuldschrift in Satzungen – das Gesetz mit seinen Forderungen – ans Kreuz genagelt. Auch Epheser 2,15 bestätigt: „Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen hinwegtat […]“
Das betrifft sowohl die Zehn Gebote (vgl. 2Mo 31,18: Tafeln mit dem Finger Gottes geschrieben) als auch die 613 weiteren Satzungen. Dadurch wurde das Gesetz als Weg zur Gerechtigkeit beendet (Röm 10,4). Wer dennoch unter das Gesetz zurückkehrt, legt sich selbst ein „Joch der Sklaverei“ auf (Gal 5,1; Apg 15,10).
Was gilt dann für Christen heute?
Christen leben nicht nach dem Buchstaben, sondern im Geist (2Kor 3,6; Röm 8,4). Die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, wird in uns durch den Heiligen Geist gewirkt – nicht durch äußere Gebote.
Derek Prince bringt diesen grundlegenden Unterschied mit Nachdruck in seinem Buch „Allein durch Gnade“ auf den Punkt:
„Ich weiß nicht, wie ich es noch eindringlicher sagen könnte, aber Verwirrung und Unklarheit in diesem Punkt ist die Wurzel der meisten unserer Probleme. Die Menschen möchten ein bisschen Gesetz und ein bisschen Gnade mischen, doch Gott lässt das nicht zu. Wenn etwas durch Gesetz ist, ist es nicht aus Gnade, und wenn etwas aus Gnade ist, ist es nicht durch Gesetz.“
Was ist dann mit „Du sollst nicht töten“ usw.?
Diese ethischen Prinzipien gelten weiter – aber nicht als Gesetz, sondern weil sie dem Wesen Gottes und dem neuen Leben im Geist entsprechen. Hebräer 8,10 sagt: Gottes Wille ist in unsere Herzen geschrieben.
Warum ist Liebe die Erfüllung des Gesetzes?
Jesus macht in Matthäus 22,37-40 deutlich:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben […] und deinen Nächsten wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“
Gottes Gesetz hat sich nie geändert – es war immer auf Liebe gegründet.
Paulus bestätigt das: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Die Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe.“ (Röm 13,10; Gal 5,14)
Auch das neue Gebot Jesu in Johannes 13,34 ist Liebe. Jakobus 2,8 nennt sie das „königliche Gesetz“.
Fazit
Die Zehn Gebote sind Teil des mosaischen Gesetzes, das ausschließlich Israel galt. Christen stehen nicht darunter, denn Jesus hat das Gesetz erfüllt und ans Kreuz getragen. Statt eines äußeren Gesetzeskatalogs leitet uns der Heilige Geist zu einem Leben, das durch Liebe geprägt ist – die wahre Erfüllung des Gesetzes.
Quellen und weiterführende Lehren:
B36GE - Fundamente des christlichen Glaubens
B114 - Allein durch Gnade