Die Frage „Wer bin ich?“ hat von jeher die Menschheit geprägt. Besonders für uns Christen hängt sehr viel von der richtigen Antwort ab. Unsere gesamte Grundeinstellung, wie wir mit diversen Situationen fertig werden – oder ob wir als Überwinder oder als hilflose Opfer leben – hängt wesentlich davon ab, wie wir uns in Christus verstehen.
„In Christus“ zu sein, ist eine zentrale Aussage des Neuen Testaments und beschreibt die besondere Beziehung und Identität der Gläubigen mit Jesus Christus. Der Begriff wird von Paulus und anderen Aposteln verwendet, um das geistliche Leben und den Stand eines Christen zu charakterisieren. Der Galaterbrief gibt uns Einblick in den Begriff „in Christus“ und was er bedeutet (vgl. Gal 3,26-28). Auch andere Passagen in der Bibel beziehen sich auf Gläubige, die „in Christus“ sind (vgl. 1Petr 5,14; Phil 1,1; Röm 8,1; Kol 3,3).
Nachfolgend sieben ewige zentrale Aspekte, was es bedeutet, „in Christus“ zu sein:
- Auserwählt und neue Identität
„In Christus“ ist man von Gott noch vor Erschaffung der Welt auserwählt worden (vgl. Eph 1,4). „In Christus“ zu sein bedeutet, eine neue Identität und Natur zu haben (vgl. 2Kor 5,17). Das alte Leben – geprägt von Sünde und Selbstzentriertheit oder Ichbezogenheit – ist vergangen, und durch den Glauben entsteht ein neues Leben, das auf Jesus ausgerichtet ist.
- Rechtfertigung und Annahme
Wer „in Christus“ ist, wird von Gott angenommen und gerecht gesprochen (vgl. Röm 8,1) und zwar so gerecht, als ob man nie gesündigt hätte. „In Christus” zu sein bedeutet, dass man das Opfer Jesu als vollständige Bezahlung für seine eigenen Sünden angenommen hat. Durch den Glauben an Jesus wird die Schuld vergeben und der Gläubige als gerecht angesehen, weil er mit Christi Gerechtigkeit „bekleidet“ ist (vgl. Phil 3,9).
Obwohl Gläubige praktisch noch vieles im Leben fehlt, so sind sie doch aufgrund ihrer Stellung „in Christus“ vollkommen! Hierbei muss man zwischen seiner Stellung „in Christus“ und der Praxis des eigenen Lebenswandels unterscheiden. Die Stellung des Gläubigen beschreibt, wie Gott ihn in Christus sieht: nicht nach seinem jetzigen Zustand, sondern in der Vollkommenheit Christi. Der Gläubige soll sein praktisches Leben mit dieser Stellung in Übereinstimmung bringen. Der Heilige Geist wirkt darauf hin, das Leben so zu formen und zu heiligen, dass es mit der Stellung in Christus übereinstimmt.
„In Christus“ zu sein bedeutet, dass man durch die Gerechtigkeit Christi vor Gott treten kann. Gott sieht nicht mehr unsere Fehler, sondern die Gerechtigkeit seines Sohnes (vgl. Eph 2,13; Hebr 8,12). Nur in Christus sind unsere Sünden vergeben, die Beziehung zu Gott ist wiederhergestellt, und unsere Ewigkeit gesichert (vgl. Joh 3,16-18; 20,31).
- Geistliche Einheit mit Christus
Dies betont die tiefe geistliche Einheit mit Christus, die durch den Heiligen Geist geschieht. Der Gläubige ist in Christus und Christus ist im Gläubigen (vgl. Joh 15,4-5; Gal 2,20). Es ist eine Verbindung, die das ganze Leben umfasst.
- Teilhabe am Erbe Christi
„In Christus“ bedeutet, dass die Gläubigen an den Segnungen und dem Erbe teilhaben, die Christus gehören, einschließlich der ewigen Herrlichkeit und des Lebens (vgl. Röm 8,17; Eph 1,3).
- Leben aus der Kraft Gottes
Diejenigen, die „in Christus“ sind, haben Zugang zur Kraft des Heiligen Geistes und werden von Gottes Kraft getragen und verändert (vgl. Eph 1,19-20; Phil 4,13).
- Geistliche Gemeinschaft und Einheit unter Christen
„In Christus“ zu sein verbindet die Gläubigen untereinander in einer geistlichen Familie (vgl. 1Kor 12,12-13). Es ist die Grundlage der Gemeinschaft und Einheit in der Gemeinde bzw. dem Leib Christi.
- Verheißung der ewigen Sicherheit
„In Christus zu sein“ bedeutet auch, dass nichts den Gläubigen von Gottes Liebe trennen kann (vgl. Röm 8,38-39). Es spricht von einer festen Zugehörigkeit und Geborgenheit, die durch Christus gewährleistet ist. „In Christus“ zu sein bedeutet, dass das Leben des Gläubigen Gott gehört; die Zugehörigkeit ist klar: Man ist Gottes Eigentum. Man ist Christ, weil man in Christus ist.
Zusammengefasst bedeutet „in Christus zu sein“, dass die Gläubigen durch den Glauben mit Christus verbunden sind und in ihm eine neue Stellung, Identität und Lebenserfahrung haben. Dies prägt ihr Denken, Handeln und ihre Hoffnung auf die Zukunft.
Um konkret auf die Fragen einzugehen:
- „Ich bin mir nicht sicher, ob ich in Christus bin, bzw. in Christus bleibe?“
Um zu wissen, ob man „in Christus“ ist, bietet das Neue Testament einige klare Hinweise:
- Glaube an Jesus Christus
In Johannes 1,12 heißt es: „Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“ Wer Jesus im Glauben aufnimmt, hat eine Beziehung zu ihm und ist „in Christus“.
- Zeugnis des Heiligen Geistes
In Römer 8,16 lesen wir: „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Der Heilige Geist bestätigt im Inneren des Gläubigen die Beziehung zu Gott und gibt Frieden und Gewissheit, in Christus zu sein.
- Frucht des Geistes
In Galater 5,22-23 beschreibt Paulus die Frucht des Geistes – Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit/Selbstbeherrschung. Diese Eigenschaften zeigen, dass Christus im Gläubigen wirkt. Sie sind Hinweise darauf, dass man in Christus lebt und wächst.
- Bleiben in Christus
Jesus sagte in Johannes 15,4: „Bleibt in mir und ich in euch.“ Er ruft seine Nachfolger auf, in ihm zu bleiben, indem sie eine enge Beziehung zu ihm pflegen, z.B. durch Gebet und Gehorsam/das Halten seines Wortes (vgl. Joh 15,7). Das Bleiben in Christus ist ein kontinuierlicher Prozess des Glaubens und Vertrauens auf ihn.
Falls Zweifel bestehen, kann man Gott um Bestätigung bitten und ihn bitten, durch den Heiligen Geist Klarheit zu geben.
- „Wann bin ich in Christus?“
Die Bibel beschreibt verschiedene Momente und Zustände, die zeigen, wann jemand „in Christus“ ist:
- Durch den Glauben an Jesus Christus
Ein Mensch ist „in Christus“, sobald er den Glauben an Jesus Christus annimmt. Epheser 2,8-9 erklärt: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ Der Moment des Glaubens an Christus ist der Moment, in dem man „in Christus“ ist.
- Neue Geburt
Jesus spricht in Johannes 3,3 über die Notwendigkeit, „von neuem geboren“ zu werden. Diese neue Geburt geschieht durch den Glauben und das Wirken des Heiligen Geistes und bedeutet, dass man in Christus ein neues Leben hat (vgl. 2Kor 5,17).
- Identifikation mit Christus
In der Taufe, die symbolisch für die Zugehörigkeit zu Christus steht, bezeugt der Gläubige seinen Glauben vor der unsichtbaren, vor allem aber auch, vor der sichtbaren Welt (vgl. Röm 6,3-4). Die Taufe ist ein sichtbares Zeichen, das die innere Realität des Lebens in Christus widerspiegelt.
- Fortwährendes Leben in Christus
Das „In-Christus-Sein“ ist nicht nur ein einmaliger Moment, sondern eine andauernde Beziehung. Jesus ruft die Gläubigen auf, in ihm zu bleiben und an ihm festzuhalten (vgl. Joh 15,5-6). Paulus fordert die Gläubigen in Kolosser 2,6 auf: „Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so lebt auch in ihm.“
Zusammengefasst: Man ist „in Christus“, wenn man ihm im Glauben begegnet, durch die Wiedergeburt ein neues Leben empfängt und in dieser Beziehung lebt und wächst. Es ist ein Zustand des Glaubens und der ständigen Gemeinschaft mit Christus.
Quellen und weiterführende Lehren:
C45GE - Wer bin ich?
B36GE - Fundamente des christlichen Glaubens
9082GE - Christus ist alles!
C29GE - Was es heißt, ein Mann Gottes zu sein